Dienstag, 29. Januar 2013

Warum ausgerechnet Kosovo?



Kosovo? Da ist doch Krieg! Da ist doch die Bundeswehr! Ist das nicht gefährlich?

Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung! Und eigentlich ist das auch meine Hauptmotivation für meinen Freiwilligendienst in diesem Land.
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der der Kosovo ausschließlich im Zusammenhang mit Krieg, gewalttätigen Zwischenfällen zwischen zerstrittenen Völkern und Flüchtlingsströmen im deutschen Rundfunk auftauchte. Jetzt möchte ich mir ein eigenes Bild machen.

Vielleicht stimmt es. Vielleicht belügen und bestehlen, erpressen und ermorden sich die Menschen im Kosovo wie in den schlechtesten Hollywoodfilmen.
Vielleicht stimmt es aber auch nicht. Vielleicht sind das Land und seine Menschen besser als ihr Ruf. Vielleicht hat der Kosovo mehr zu bieten, als das, was unser mediengenährtes Dreiachtelwissen uns glauben macht.

Seit 14 Jahren ist der Krieg im Kosovo beendet. Sind nicht 14 Jahre Zeit genug, um sich zu ändern?

Sonntag, 13. Januar 2013

Ich kann nur meine eigene Geschichte erzählen

Mutter Natur ist schon ein kleines Genie.
Bereits zu Neandertalers Zeiten trumpfte sie mit der Software auf, die heute in mühevoller Kopfarbeit in dunklen Ingenieursstuben entsteht.
Etwa mit einem sehr funktionstüchtigen Gefahrenfrühwarnsystem. So ist unser Gehirn ein kluger Filter, der aus all den Bildern, die unsere Augen einfangen und aus all den Tönen, die unsere Ohren aufsammeln, diejenigen
heraussortiert, die für uns wirklich wichtig sind.
Dadurch sind wir in der Lage, in gefährlichen Situationen schneller zu reagieren. Ganz nach dem Prinzip "Knall!" - "Gefahr!" - "Kopf einziehen!".


Doch wie auch die Baupläne in renommierten Ingenieursköpfen hat Mutter Naturs Frühwarnsystem einen kleinen Makel: Wir kennen es nicht.
Wir wissen nicht, dass unser Gehirn unsere Wahrnehmung vereinfacht, um uns zu helfen. Dass es, ohne uns zu fragen, Details aus dem großen Abbild unserer Umgebung herausradiert.
Folglich ist das vermeintliche Abbild kein wahres Abbild mehr, wohl eher eine reduzierte Darstellung.


Und hier wird aus der Mücke ein Elefant: Wir glauben, die Welt genau so wahrzunehmen, wie sie ist. Wir glauben, alles objektiv wie ein Vogel von oben beobachten zu können, vergessen aber, dass wir lediglich aus einem bestimmten Blickwinkel schauen. Und dass bereits unser Nebenmann eine andere Perspektive hat und das Drumherum anders wahrnimmt und anders interpretiert.

Grundsätzlich ist es kein Problem, die Welt nicht aus der Vogelperspektive sondern einem ganz persönlichen Blickwinkel zu beobachten.
Gefährlich wird es erst, wenn wir und andere unsere Wahrnehmung mit der Realität verwechseln und das, was wir erleben und erzählen für richtig und unumstößlich halten.
Denn aus Geschichten, die jemand von jemand gehört hat, dem jemand erzählt hat, was jemand gesehen hat, entstehen voraus urteilende Wertungen - Vorausurteile - Vorurteile.



Um diesen Vorurteilen entgegenzuwirken, möchte ich betonen, dass alles, was ich schreibe und zeige meine ganz persönlichen Eindrücke und Interpretationen sind, die ich so empfinde und erkenne, weil ich einen ganz persönlichen Hintergrund habe, weil ich in ganz bestimmten Situationen von ganz persönlichen Gefühlen und Gedanken beeinflusst werde.
Meine Texte und Fotos können daher nur das widergeben, was ich persönlich erlebe, erkenne, fühle und denke. Sie können nur mein Leben in
Klinë und auf meinen Reisen darstellen.
Aber sie können
nicht stellvertretend für den Kosovo oder gar den gesamten Balkan gelten.

Freitag, 11. Januar 2013

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse: Stufen